Rettet technologischer Fortschritt die Luftfahrt?
Beim MOFU – Mobility for Future Start Up Talk im Hangar-7 kamen wir zu interessanten Erkenntnissen. Ob die Luftfahrt zu retten ist, ist nicht die Frage, denn sie wird nicht so einfach verschwinden.
Die Teilnehmer*innen an der Talkrunde zum Projekt MOFU – Mobility for Future waren sich einig, das Ambiente des Hangar-7 in Salzburg war ein würdiger Rahmen, um über die Zukunft der Luftfahrt zu sprechen. Wobei, der Fluglärm und der latente Kerosin Geruch, die das Areal rund um den Flughafen Salzburg umgeben, passen wohl gar nicht so gut zur Zukunft der Luftfahrt. Soll die Luftfahrt eine Zukunft haben – und darüber sind sich alle Anwesenden einig – so wird diese wohl kaum mit herkömmlichen Antrieben sowie mit fossilen Energieträgern eingeleitet werden.
Wer sind die Expert*innen, die sich im Hangar-7 zu dieser Interessanten Talkrunde getroffen haben? Der Verein IONICA Mobility hat geladen, der Einladung gefolgt sind Dr. Holger Friehmelt, Institutsleiter des Departments of Aviation an der FH Joanneum in Graz, Frau Annika Dollinger von AustriaTech sowie Herr Raphael Kölbl von Diamond Aircraft. Beide sind aktuell noch in Forschung und Studium an der FH Joanneum tätig und vereinen Theorie und Praxis über Zukunftstechnologien der Luftfahrt auf besonders eindrucksvolle Weise.
Herr Kölbl forscht intensiv im Bereich Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft, während sich Frau Dollinger mit einer Vielzahl an Herausforderungen beschäftigt, die Luftfahrt klima- und somit zukunftsfit zu machen. “Sowohl die Corona Pandemie als auch die Klimakrise setzen der Luftfahrt naturgemäß stark zu. Ich sehe das als ganz besonderen Anreiz, diese tolle Branche und Industrie in eine Zukunft zu führen, in der das Fliegen trotz aller Kritik und Fragezeichen eine erstrebenswerte Mobilitätsform sein kann”. Sagt Frau Dollinger und verweist auf Studien, die belegen, dass der Luftfahrtbranche in Zukunft durchaus umfassende Wachstumsraten vorhergesagt werden.
Ähnlich sieht das Dr. Friehmelt, als er uns mit einem Gedankenexperiment in eine Realität entführt, wo es keine Luftfahrt gibt. Was alles hätte die Menschheit nicht erreicht, wäre die Fliegerei nicht erfunden worden, von kulturellem Austausch über technologischen Fortschritt bis hin zur Tatsache, dass die Welt sprichwörtlich immer näher zusammenrückt. “Natürlich kann ich mir eine Welt ohne Luftfahrt nicht vorstellen, immerhin arbeite ich seit Jahrzehnten in dieser Branche. Wenn ich an die Möglichkeiten ökologisch verträglicher Antriebe und Treibstoffe denke, wage ich eine Prognose: ökologisch betriebene Commuter, also kleine Flieger mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb, die emissionsfrei auf Kurzstrecken unterwegs sind, könnten wir in 10 – 15 Jahren haben. Die Technologie ist da und es bewegt sich immens viel in dem Bereich. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen sehe ich es als Fehler, jetzt viele Kurzstreckenflüge zu streichen. Wenn wir es schaffen, emissionsfreie Antriebe in die Luft zu bekommen, dann bei kleinen Gebinden und auf kurzen Strecken, hier werden die ersten Erfolge in diesem Bereich zu verzeichnen sein – und das mitunter sehr bald.”
Laut Herrn Kölbl liegt im Wasserstoff die Zukunft der Luftfahrt. Er arbeitet und forscht derzeit sehr intensiv in diesem Bereich. Entgegen der weitläufigen Meinung ist beim Wasserstoff weniger die Sicherheit, als die Lagerung und die Speicherdichte die Herausforderung. Um den Wasserstoff für den Antrieb zu verflüssigen, ist eine Temperatur von -253°C erforderlich, dies zu bewerkstelligen stellt die Forscher*innen derzeit noch vor die größten Hürden. “Wenn ich die Frage gestellt bekomme, ob Wasserstoff, Brennstoffzelle oder Batteriebetrieb die Zukunft der Luftfahrt ist, sage ich immer: die Wahrheit ist eine Kombination aller Systeme. Auf der Langstrecke wird sich sicherlich synthetisch hergestellter, nachhaltiger Treibstoff durchsetzen, mit dem herkömmliche Antriebe versorgt werden. Für die Kurzstrecke können Systeme wie Wasserstoff, Batterie- oder Hybridantriebe bereits in naher Zukunft ihre Vorteile ausspielen. Die Zukunft der Luftfahrt ist ökologisch verträglich, da bin ich mir sicher und sage das nicht nur als Luftfahrt-Fan.”
Bei einer abschließenden Tour durch den Hangar-7 trafen die Zukunfts-Expert*innen der Luftfahrt auf die Oldtimer-Flugzeuge, die im Hangar ausgestellt sind. Als Fazit zum MOFU Start-Up Talk bleibt, dass die Zukunft der Luftfahrt definitiv in der technologischen Entwicklung ökologischer Antriebe und Treibstoffe zu suchen sein wird. Flugzeuge werden sicherlich nicht vom Himmel verschwinden, dazu sind wir als Gesellschaft zu sehr von einer globalisierten Welt abhängig. Aber es ist gut zu wissen, dass es junge Expert*innen gibt, mit mit ihrem Know-How und Einsatz dafür sorgen, dass die Zukunft der Luftfahrt nachhaltig und ökologisch verträglich sein wird.